Lago Maggiore in Zeiten von Corona

So gespentisch leer habe ich es hier noch nie erlebt. Meist beginnt der Touristenstrom erst gegen Ostern, bis dahin sind die Einheimischen unter sich und das Leben ist beschaulich. Ruhig und beständig. Nun ist es vorallem eins: gespenstisch leer. Kaum ein Mensch ist zu sehen. Die Straßen sind wie leer gefegt. Eine seltsame Stille liegt über dem Dorf, nur die Kirchturmglocken tönen wie stets zur jeweils halben Stunde.
Die Sonne wärmt die Natur hier seit Wochen, der Frühling bricht sich wild und frei Bahn. Nun ist alles kurzfristig mit einer zarten Schneeschicht bedeckt, der Winter ist noch nicht vorrüber, auch wenn er erst nach dem offiziellen Frühlingsbeginn am 21.03. vorbeischaut.

Italien hat die Region, Verbano Cusio Ossola, am Weltfrauentag, dem 08.03. mit zur roten Zone erklärt. Ein paar Tage später wurde ganz Italien zur roten Zone.
Der Ausnahmezustand hat heute genau 19 Tage erreicht! Fast drei Wochen. Drei Wochen, in denen wir uns überwiegend im Haus und im Garten aufhalten.
Wie lange das noch dauern wird ist ungewiss. Seltsam ist, dass ich mich fast schon an diesen Zustand gewöhne. Der Mensch, das Gewohnheitstier! Ich will mich aber nicht gewöhnen. Und doch bemerke ich schon routinierte Verhaltensweisen: Treffe ich doch mal zufällig jemanden auf dem Weg zum Garten oder zur Mülltonne, so halten wir wie selbstverständlich den vorgegebenen Mindestabstand ein.
Auch sonst erschaffe ich mir derzeit Routinen. Eine gute Struktur. Einen Fahrplan. Ich höre morgens den Live Charger von Veit Lindau und starte meinen Tag mit einer geführten Meditation. Danach gehe ich über zur Morgenroutine nach Anthony William und lasse dem oft noch eine Yoga Session folgen. Ich liebe meinen derzeitigen Start in den Tag!

Seit Beginn der Ausgangsperre habe ich unsere Lebensmittelvorräte rationiert. Hier oben auf dem Berg gibt es einen typischen Tante Emma Bergladen. Wir sind sehr glücklich über diesen Laden. Allerdings für einen richtigen Einkauf mit Vorräten an Blaubeeren, Sellerie und Koriander fahren wir runter in den nächstgrößeren Ort, eine halbe Stunde von unserem Bergdorf entfernt. So dass Einkaufen insgesamt 2-3 Stunden in Anspruch nimmt. An- und Abfahrt, mehrere Läden und Wochenmarkt. Zur Zeit lassen wir diese Großeinkäufe aus. Der Wochenmarkt ist, glaube ich, sowieso ausgesetzt. Wir haushalten mit unseren Vorräten. Ich empfinde eine tiefe Wertschätzung und Dankbarkeit für alles, was wir hier an Vorräten bei uns haben. Vieles, was noch vor kurzem selbstverständlich war, bekommt nun eine besondere Bedeutung.
Neulich unternahm eine Freundin den Großeinkauf in der Stadt für uns und einen weiteren Freund mit. Als sie unsere Einkaufstaschen vorbei brachte, war das ein wahres Freudenfest. Wirklich. Wann habe ich mich je so sehr über Äpfel, Mandelmilch und co gefreut?

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